Zum Wassergraben

27.7.07

Großenbaum vor rund 100 Jahren

von Martin Kleinwächter

Es war im Februar vor dem Bahnhof in Großenbaum, als uns Hanna Dohmen auf die Sammlung alter Ortsansichten ihres verstorbenen Mannes Fredo ansprach. Ein paar Wochen später brachte sie sie uns in der Redaktion vorbei. Zur Veröffentlichung einer kleinen Auswahl davon gehört natürlich ein kleiner Abriss der Großenbaumer Geschichte.

An der Landstraße von Düsseldorf nach Duisburg, hart an der Stelle, wo der Weg von Huckingen zum Walde diese Straße kreuzt, lag in alter Zeit ein ,Heidehäuschen‘, später eine Herberge. Mit diesem Satz beginnt Hans Fischer in einem Manuskript aus der Zeit um 1970 seine Ortsgeschichte von Großenbaum. Diese Herberge war in der ganzen Umgegend unter dem Namen ,Am großen Baum‘ bekannt, fährt Fischer fort. Aus der Chronik zu den 450-Jahr-Feierlichkeiten 1982 erfahren wir, dass es die Wirtsleute Jan Meypeiß und Ehefrau Sibille waren, die sich 1532 dort, an der Grenze zwischen den beiden Herzogtümern Kleve und Berg, niederließen.

Bis ins 19. Jahrhundert gab es nur vereinzelte Bauernhöfe, etwa den Siepenkotten, in dem waldreichen Gebiet. 1820 zählte man 254 Einwohner. Dann veränderte der Bau der Köln-Mindener Eisenbahn 1846 mit der Haltestelle Großenbaum die Situation grundlegend. Die Holzabfuhr wurde nun in großem Maße möglich. 1888 legte der jüdische Rohrproduzent Albert Hahn dort den Grundstein für eine Erweiterung seiner Düsseldorfer Produktion. Nach der Jahrhundertwende vervielfachte sich die Bevölkerung. 1907 wurde eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. 1910 entstand die katholische Kirche, 1911 die evangelische Volksschule (Lauenburger Allee), 1912 das dortige evangelische Gemeindehaus.

1925 zählte Großenbaum schon 3 500 Einwohner. Das Werk beschäftigte bald mehr als 2000 Personen. 1929 wurde auch Großenbaum als Teil der Gemeinde Huckingen nach Duisburg eingemeindet. In der Nazizeit musste die Familie Hahn ihr Werk an Mannesmann verkaufen, erlangte es aber 1952 wieder zurück. 1970 lief seine Produktion aus. 1977 erreichte Großenbaum mehr als 12000 Einwohner, heute sind es rund 10000. Der Verlust der Arbeitsplätze der Hütte konnte nach 25 Jahren durch die aufwändige Umwandlung in einen Gewerbepark ausgeglichen werden.

Fredo Dohmen

Dohmen war Vater von fünf Kindern. Drei davon stammten aus der 46 Jahre währenden Ehe mit seiner zweiten Frau Hanna, heute 72 Jahre alt. Sein einziger Bruder fiel im Zweiten Weltkrieg, den er selbst beim Volkssturm erlebte. Sein Vater wurde am letzten Kriegstag Opfer des Artillerie-Beschusses.

Während er daheim alles Mögliche sammelte, von Karnevalsorden über Werkzeug und Nägel bis hin zu alten Ansichten von Großenbaum, engagierte er sich nach außen hin: 49 Jahre lang gehörte er dem SPD-Ortsverein an. Über 30 Jahre war er dort und im Bürgerverein Kassierer. In den 70er Jahren gehörte er der Bezirksvertretung Süd an. Seit 1986 war er Vorsitzender der Kameradschaftlichen Vereinigung. 2000 erhielt der das Bundesverdienstkreuz. Dohmen starb am 19. Januar.

Aus der WAZ vom 26.7.07

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