Zum Wassergraben

16.12.09

Großenbaum: Private Hilfe für Brasilien

Petra Berndorf und Harald Schrapers unterstützen mit Freunden privat ein Schulprojekt in Sobradinho

von Julian Kutzim

Knapp 9100 Kilometer sind es von Großenbaum bis nach Sobradinho in Brasilien. Weit entfernt, doch dass hält Harald Schrapers und Petra Berndorf nicht davon ab, etwas gegen die dort herrschenden Probleme zu unternehmen. Zusammen mit drei weiteren Familien aus Duisburg und knapp 30 weiteren Personen in Deutschland kümmert er sich um ein Entwicklungshilfeprojekt, genauer gesagt eine Schule, im Nordosten Brasiliens, dem ärmsten Gebiet des Landes. Die Schule trägt den Namen „Escola Família Agrícola de Sobradinho” (Efas), was übersetzt „landwirtschaftliche Familienschule von Sobradinho” bedeutet.

Es ist ein von Unicef zertifiziertes pädagogisches Konzept, dass Kindern von der fünften bis zur achten Klasse „Hilfe zur Selbsthilfe” bieten soll, so Harald Schrapers. Im zweiwöchigen Wechsel zwischen Internats- und Dorfleben pendeln die Kinder, die teilweise aus Dörfern kommen, die 60 Kilometer entfernt liegen, hin und her. Dabei umfasst der Unterricht die normale schulische Ausbildung, darüber hinaus aber die landwirtschaftliche Ausbildung, die für viele Menschen aus dieser Region die Lebensgrundlage ist. „Dabei sollen die Kinder das, was sie gelernt haben, auch in ihre Familien tragen”, sagt Harald Schrapers. In seinen Augen ist Bildung der einzige Schlüssel, Menschen aus dieser Region zu helfen: „Die Bildungssituation ist dort sehr schlecht und schulische Bildung kann sich nicht jeder leisten.”

Deswegen verkauft der 45-Jährige Spiele. Denn Harald Schrapers ist Mitglied der Jury „Kinderspiel des Jahres” und testet wöchentlich die Neuerscheinungen. Aus diesem Grund landen viele Spiele bei ihm zu Hause, und die werden jetzt für einen guten Zweck verkauft. Rund 850 Euro haben er und seine Frau bei einem Tag auf dem Weihnachtsmarkt und einem Garagenver- kauf eingenommen. Dieses Geld geht direkt an die Schule, denn der Verein Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenarbeit und internationale Partnerschaften Eine Welt (Agip-CVJM), der das Projekt aufzieht, hat aufgrund seiner geringen Größe keine Verwaltungskosten. „So können die Gelder ungeschmälert an ihre Ziele kommen. Das unterscheidet uns auch von anderen Organisationen”, sagt Harald Schrapers.

Auf dieses Projekt aufmerksam geworden sind Harald Schrapers und seine Frau durch eine Familie, die sie über den Kindergarten, den die Tochter besuchte, kennengelernt haben. Seit dem engagieren sie sich für das Projekt, konnten die Schule selbst jedoch noch nicht besuchen. Mittlerweile fördern sie dieses Projekt aber seit acht Jahren, die Schule gibt es schon über 20 Jahre.

Das gesammelte Geld soll deswegen auch direkt in eine Renovierung der Schule fließen. Dabei ist die Finanzierung so geregelt, dass auch die Eltern der Schulkinder einen Teil dazu beitragen. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Erlös. Mit 850 Euro hätten wir nicht gerechnet, das ist sehr viel”, sagt Harald Schrapers. Denn Brasilien hat ein Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt von 8264 US-Dollar. Zum Vergleich: Deutschland erreicht mit 44246 US-Dollar mehr als das Fünffache dieses Wertes.

aus der WAZ vom 16. Dezember 2009